Hand aufs Herz: Inwieweit verstellst du dich und passt dich an, um zu gefallen?
Vielleicht denkst du jetzt:
„Aber das machen doch alle irgendwie.“
„Sonst würde mich meine Partnerin verlassen.“
„Anders geht es doch gar nicht.“
Es ist verrückt – so viele Menschen leben so, dass sie sich selbst in ihrer Beziehung ein Stück weit verlieren. Es ist so normal geworden, dass wir kaum noch darüber nachdenken, was wir uns damit eigentlich antun.
Wir bauen uns ein gemeinsames Leben mit einem geliebten Menschen auf. Teilen Wohnung und Bett. Kommen uns körperlich nah – sehr nah.
Und doch: Wie viel echte Nähe lassen wir wirklich zu?
Gibt es da nicht diese kleinen Geheimnisse?
„Meine Frau muss ja nicht wissen, dass ich auf die Neue aus der Buchhaltung stehe.“
„Ich erzähle ihm lieber nicht, dass ich kurz davor bin, alles hinzuwerfen.“
„Ich kann ihm doch nicht sagen, wie sehr mich dieses oder jenes Verhalten abstößt – er wäre doch verletzt.“
Es geht nicht darum, alles ungefiltert auszusprechen. Es geht um etwas Tieferes: den Mut, dich selbst zu zeigen und zu dir selbst zu stehen. Auch mit jenen Anteilen, die du vielleicht nicht so magst und lieber verdrängst. Es geht darum auch sagen zu können:
„Ich bin nicht ganz so, wie du es vielleicht gerne hättest. Ich habe Seiten an mir, die ich selbst nicht immer mag. Oder ich mag sie – aber du nicht. Und trotzdem zeige ich sie dir. Auch wenn es schwerfällt.“
Denn ja, da ist ein Risiko. Vielleicht mag dein Partner dich dann weniger. Vielleicht fühlt er oder sie sich sogar gekränkt.
Aber genau das ist der Punkt: Es geht darum, dass der andere DICH sieht – und nicht eine idealisierte Wunschvorstellung.
Die Alternative wäre, eine Rolle zu spielen. Dich zu verbiegen, um ins Bild zu passen. Doch jede kleine Lüge, jedes zurückgehaltene Gefühl trennt euch und baut eine unsichtbare Mauer zwischen euch. Und mit jedem Stein wird echte Nähe ein Stück schwieriger.
Tiefe Partnerschaft lebt von Wahrhaftigkeit.
Es geht nicht darum alles zu erzählen – sondern das Relevante.
Und es gilt auch: Ehrlichkeit ist nicht Rücksichtslosigkeit.
Es geht nicht darum, dem anderen die Wahrheit ungefiltert vor den Latz zu knallen:
„Wir wollen ja ehrlich sein – also hier friss.“
Das wäre zu einfach.
Wirklich authentisches Miteinander braucht Mitgefühl, Achtsamkeit und Kontakt.
Sag, was du fühlst – aber bleib verbunden.
Manche Wahrheiten verunsichern. Sie können starke Gefühle auslösen: Wut, Angst, Trauer, vielleicht sogar Ablehnung.
Deshalb ist es wichtig, den anderen damit nicht allein zu lassen. Sondern gemeinsam da durchzugehen. Das braucht Mut – und eine klare Haltung.
Manchmal fühlt es sich an wie ein kleines Outing. Doch genau das kann ein tiefer Akt von Intimität und Liebe sein. Denn am Ende kann genau dieses Sich-Zeigen eine enorme Befreiung und Verbundenheit schaffen.
Und genau das ist es:
Sich wirklich zu zeigen, ist vielleicht der größte Liebesbeweis, den wir einander machen können.